Am 25. und 26. Januar 2024 fand die zweite Verhandlungsrunde in Düsseldorf statt. Nach langwierigen Gesprächen legte der Arbeitgeber am zweiten Tag zuerst nur ein Gesamtvolumen vor. Dies wurde von der ver.di Verhandlungskommission zurückgewiesen, da es nicht auf Forderungsbestandteile eingeht. Nach dem Mittag legte der Arbeitgeber dann ein Angebot vor, welches die Verhandlungskommission in seiner Struktur würdigt, im Umfang allerdings als absolut unzureichend bewertet.
Arbeitgeber: wirtschaftliche Situation der ISS CS weiterhin prekär
Zu Beginn der 2. Verhandlungsrunde stellte der Arbeitgeber seine Einordnung der gesamtwirtschaftlichen Lage und der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens dar. Trotz einer enormen Ergebnisverbesserung sei die ISS CS noch nicht im gewünschten Bereich. Nach Anforderungen der Konzernmutter müsse man für 2024 ein deutlich besseres Ergebnis erzielen. Der Arbeitgeber betonte, dass man durchaus bereit sei, die Leistung der Beschäftigten monetär zu wertschätzen, allerdings hätte man „massive Bauchschmerzen“ mit der ver.di Forderung.
Unter anderem verwies der Arbeitgeber auf die geringe zu erwartende Inflation und ein verhaltenes Konsumklima. Die Beschäftigten hätten nicht mehr mit starken Preisanstiegen in den Produkten des täglichen Bedarfs wie Lebensmitteln zu kämpfen.
Neben der gestiegenen Personalkostenquote sind, laut Arbeitgeberseite, nicht nur das Unternehmen, sondern auch die Beschäftigten für ein nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum der ISS CS verantwortlich. Die Beschäftigten sind, neben der Notwendigkeit zu Investitionen und den Kapitalgebern, nur eine von drei Parteien, die es zu befriedigen gelte
“Die Erwartung der Kapitalgeber ist groß und wird im Gegensatz zur ver.di Forderung nicht in Frage gestellt. In den letzten Jahren wurde massiv in die IT-Prozesse investiert. Jetzt gilt es, in die Beschäftigten zu investieren.”
Dorothea Forch, ver.di Verhandlungsführerin
Angebot
Nach einigem Hin und Her am zweiten Verhandlungstag legte der Arbeitgeber dann gegen 13:30 Uhr ein erstes Angebot vor.
Dies stellt sich wie folgt dar:
- Inflationsausgleichsprämie (Januar bis August): 800 € / Azubis 400 €
- Langfristige tabellenwirksame Erhöhung: 2% ab 09/2024
- Mitgliederkomponente – Jahressonderzahlung („Weihnachtsgeld“) 300 € / Azubis 150 € – Auszahlung jeweils im November, weitere Details sind zu besprechen
- Stufensprünge Ausbildungsvergütung: 75 € statt 50 €
- Laufzeit 12 Monate
Das Angebot ist absolut unzureichend
Die Verhandlungskommission würdigt das Angebot in seiner Struktur. Es bietet einen Aufsatzpunkt für weitere Gespräche. Im Gesamtvolumen bleibt es jedoch weit hinter der Forderung zurück. Diese beläuft sich im Entgelt auf eine tabellenwirksame Erhöhung von 12 %. Die angebotene Überbrückung von Leermonaten mit 800€ Inflationspauschale kommt dem nicht angemessen entgegen. 2% tabellenwirksame Entgelterhöhung liegt ebenfalls weit hinter der Forderung zurück. Damit erhöht sich der Reallohnverlust für die Beschäftigten erneut.
Auch die Mitgliederkomponente schafft hier keinen nennenswerten Gehaltsanstieg als Ausgleich. ver.di begrüßt jedoch das Signal des Arbeitgebers für eine verstetigte Mitgliederkomponente.
Besondere Komponente für Auszubildende
Die bisherigen Gespräche haben gezeigt, dass dem Arbeitgeber die Attraktivität der Ausbildung ein Anliegen ist. Die angebotene Erhöhung der Stufensprünge zwischen den Ausbildungsjahren von 50€ auf 75€ sind ein gutes Signal.
Angebot zur Vorsorge fehlt gänzlich
Zum Vorsorgebeitrag in Höhe von 40€ hat der Arbeitgeber kein Angebot vorgelegt. Er verwies auf die bestehenden gesetzlichen Regelungen und die damit verbundenen gesetzlichen Zuschüsse.
Kräftige Nachbesserung gefordert
Mit dem fehlenden Angebot zu Forderungsbestandteilen und der absolut unzureichenden Höhe des Angebots zur Entgeltentwicklung sieht ver.di es für notwendig an, dass in der dritten Verhandlungsrunde ein deutlich verbessertes Angebot vorgelegt wird.
Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 22. und 23. Februar in Düsseldorf verabredet.
Bis dahin werden sich die ver.di Mitglieder zum Angebot austauschen und mit weiteren Aktionen ihren Forderungen Nachdruck verleihen.
Eine Gewerkschaft ist so stark, wie die Kraft ist, die ihre aktiven Mitglieder im Betrieb ihr verleihen.
Gute Tarifverträge fallen nicht vom Himmel.
Wer auch in Zukunft gute Tarifverträge will, muss sich einbringen, muss mitziehen, muss ver.di-Mitglied werden!
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